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50 Jahre sind es nun am 11. Februar, dass nach einem zweiten Anlauf ein Ringen in Untergriesbach möglich gemacht wurde.

Dazu blickt Josef Neudorfer, der damals mit dabei war auf die Höhen und Tiefen der Sparte Ringen im SV Untergriesbach zurück.

Untergriesbach blickt auf 50 Jahre Ringen zurück
Internationale Erfolge in den 70er Jahren ragen heraus

Max Schröger wurde 1976 Sechster bei den Freistil-Europameisterschaften und Zehnter bei den WeltmeisterschaftenDer erste Anlauf im Ringen fand schon im Jahre 1946 mit der Gründung des Sportvvereins statt. Wegen Entfall der Trainingsstätte war der erste Versuch Ringen zu etablieren nach fünf Jahren zu Ende. Nach Monaten der Vorbereitung kam es dann 1967 im SV Untergriesbach zum zweiten Anlauf. Wie 1946 war auch diesmal Toni Neudorfer sen. der Initiator. Nach der Ruhezeit von 16 Jahren war fast ein völliger Neubeginn vonnöten. Am 11. Februar 1967 wurde in einer Versammlung beschlossen, die Abteilung Ringen im SV Untergriesbach zu reaktivieren.

Foto: Neudorfer

Zunächst musste unter widrigen Verhältnissen in Räumen der Landwirtschaftsschule und im Feuerwehrhaus trainiert werden. Die Wettkämpfe fanden im Untergriesbacher Post-Saal statt. Die Gymnasium-Turnhalle stand ab 1973 zur Verfügung und ab 1975 bot die Turnhalle der Verbandsschule guten Raum für Training und Wettkämpfe.  Im Laufe der Jahre zogen sich Personalprobleme wie ein roter Faden durch die Zeit. Es war nie leicht, die Funktionen, besonders die des Abteilungsleiters, zu besetzen.

Die meisten der Amtsträger zogen sich nach kurzer Zeit zurück. So blieben nur wenige Personen über längere Zeit an der Abteilungsspitze. Abteilungsgründer Toni Neudorfer sen. musste aus gesundheitlichen Gründen nach 12 Jahren an der Abteilungsspitze die Funktion aufgeben. Hans Stadlbauer (ab 1990) und Simon Rott (ab 2005) standen je 10 Jahre an der Spitze der Ringer-Abteilung. Um mehrere führungslose Lücken abzudecken, leitete der in München wohnende Josef Neudorfer zwangsweise über den Zeitraum von elf Jahren die Abteilung.

Sportlich wurden schon nach knapp zehn Jahren große Erfolge gefeiert. Max Schröger verpasste als EM-Sechster in Karlsruhe und WM-Zehnter in Minsk (UdSSR)  in einer internen Ausscheidung nur knapp die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. Josef Nebauer wurde bei einem Welt-Ranglistenturnier in Clermont-Ferrand (Frankreich) mit Rang vier bester Mitteleuropäer. Bei deutschen Männer-Meisterschaften holte Max Schröger sieben Medaillen (3 x  Silber / 4 x Bronze) und Tanja Buchetmann wurde 2005 Dritte bei den Frauen.

Junioren-Titel gab es bisher zwei durch Josef Nebauer (1974) und Benedict Pauli (2010). Weiß-Blau sammelte bei den Junioren weitere fünf Medaillen. 23mal standen SV-Ringer und fünf Ringerinnen auf dem Treppchen bei einer deutschen Jugendmeisterschaft. Von 1969 bis 2010 waren 43 Medaillen im Zeitraum von 41 Jahren eine stolze Ausbeute. Im Durchschnitt kehrte jedes Jahr ein SV-Ringer mit einer Medaille von den deutschen Titelkämpfen nach Hause. Seit 2010 blieben derartige Erfolge aus. Die in 1993 erzielten 30 Medaillen bei Landesmeisterschaften sind nach wie vor eine nicht erreichte Messgröße. Untergriesbachs Jugend-A-Ringer waren Spitze in Bayern.

50 Jahre Ringen in Untergriesbach
Drei Bundesligaaufstiege seit 1977

SV Untergriesbach 1977 - Aufsteiger zur 2. Bundesliga: Reihe vorne (v. l. n. r.) Heinrich Höllinger, Reinhold Jungwirth, Josef Lorenz, Helmut Bumberger, Karl Schiffler, Johann Haslböck, Reihe hingten (v. l. n. r.) Max Schröger, Josef Nebauer, Siegfried Seipelt, Josef Neudorfer (Trainer), Anton Neudorfer jun. (Trainer), Fritz Wimmer, Toni Neudorfer sen. (Abt.Leiter).Im Jahr 1977 schaffte eine nur aus einheimischen Ringern bestehende Mannschaft vor knapp 800 Zuschauern den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Nach Rang sieben (1977) und Platz acht (1978) fiel Weiß Blau in 1979 auf den letzten Platz zurück. Die erlittenen Ausfälle waren nicht mehr zu kompensieren, der Abstieg war unausweichlich. Es folgte ein neuer Anlauf, der von Höhen (Oberliga) und Tiefen (Landesliga) geprägt war.

Mit Josef Nebauer und Peter Hartl wurde 1986 eine optimale Lösung für das Jugendtraining gefunden. Es entstand Grundlage für die Verleihung des „Grünen Bandes der Dresdner Bank“ im Jahr 1993. Neben dem 6. Rang bei der deutschen-Jugend-Mannschaftsmeisterschaft wurden auf bayerischer Ebene elf Einzeltitel und 19 weitere Silber- und Bronze-Medaillen erkämpft. Bei einem bundesweiten Mastercard-Wettbewerb wurde Weiß-Blau für das Projekt „Gewaltprävention durch Ringen“ unter 1500 teilnehmenden Vereinen in 2002 mit dem höchsten der vergebenen Preise ausgezeichnet.

Diese und weitere werbewirksamen Maßnahmen sorgten für einen hohen Bekanntheitsgrad des Ringens. Bei Mannschaftskämpfen stiegen die Besucherzahlen von 200 Zuschauern ab dem Jahr 2002 stetig in jeweils zweistelligen Zuwachsraten kräftig an. Bei der Übergabe des Abteilungsleiter-Amtes von Josef Neudorfer an Simon Rott wurde im Jahr 2005 die Besucherzahl von 550 überschritten. Der Zustrom hielt weiter an, sodass im Jahr 2009 die Marke von 1100 Zuschauern überschritten wurde. Nach zwei Bundesliga-Epochen sind die Besucherzahlen zum Ende der Saison 2016 auf den Stand vor 40 Jahren (200 Zuschauer) zurückgefallen.    

Gut 30 Jahre nach dem Bundesliga-Aufstieg von 1977 klopfte Weiß-Blau wieder an die Türe der 2. Bundesliga Süd. Mit nur einem Legionär, dem Tschechen Kacmarcik Vojtech, waren die Aufstiegskämpfe 2009 von Erfolg gekrönt. Vojtech kam danach nicht mehr zum Einsatz, dafür verdrängten mehrere Legionäre auch Einheimische aus dem Team. Nach dem vierten Tabellenplatz in 2009 in der der 2. Bundesliga Süd wechselte Weiß-Blau freiwillig in die Ost-Liga. Diese Gruppe wurde etwas schwächer als die Süd-Liga eingestuft, aber die Fahrten waren trotz der langen Reise nach Rostock weniger zeitraubend als vorher.  

Die Ost-Vereine waren über den ‚Eindringling‘ nicht so glücklich. Für einen Abstieg kam Untergriesbach wegen ihrer Stärke nicht in Frage. Da überraschte der FC Aue nach einer starken Siegesserie und ‚überließ‘ nach einigen unerwarteten Niederlagen Weiß-Blau die Tabellenspitze. Untergriesbach wurde so Meister und damit als Aufsteiger in die 1. Bundesliga „entsorgt“. Die Ost-Clubs waren wieder unter sich.

Nach einigen Abgängen und vier Neuzugängen sollte im Oberhaus ein Mittelplatz für Weiß-Blau zu erreichen sein – so die Vorstellung. Am Ende wartete die ‚rote Laterne‘ und ein Abstiegsdrama. Der DRB klagte wegen vermeintlicher Ungereimtheiten und musste sich seiner eigenen Gerichtsbarkeit beugen. Die stellte fest“ „Blöd gelaufen, aber nicht getürkt“. Weiß-Blau wäre damit in wieder der 2. Bundesliga angekommen, wollte aber 2012 nur mehr in die Bayerische Oberliga. Mit einer Strafzahlung ging das.

Die bayerischen Oberligisten hatten das mit der „Entsorgung“ nach oben von Weiß-Blau offenbar gut eingeprägt. Am Ende der Saison 2015 saß Untergriesbach wieder in der Aufstiegsfalle. Freising kam mit zu wenig Ringer und zu spät zum Kampf in den Bayerwald, damit bei der ‚Entsorgung‘ der Bayerwaldringer nach oben nichts schief gehen konnte. Die Weiß-Blauen tappten als Oberligameister wieder in die Aufstiegsfalle. Große Hoffnungen auf eine anschliessende erfolgreiche Runde hegten SV-Trainer und die Fans. Mit acht Legionären wähnte man, in 2016 über ein schlagkräftiges Team zu verfügen. Nach einer sieglosen Serie erfolgt nun 2017 wieder der Abstieg in die Oberliga.