Balázs Kiss

von Josef Neudorfer

Die olympischen Spiele sind für die Ringer der sportliche Höhepunkt. Das war vor rd. 2500 Jahren bei den Griechen so und gilt auch noch heute. Als legendär gelten die Siege des Milon von Kroton, der in der Zeit von 532 bis 516 v. Chr. sechsmal den Ringer-Siegeskranz aufgesetzt bekam. So populär wie damals in Griechenland ist Ringen heute nicht mehr, aber die Sympathien für diese Sportart in der Bevölkerung sind weit größer, als man vor einigen Jahren annahm. Der Versuch des Rauswurfes aus den olympischen Spielen löste weltweiten Widerstand aus und das Exekutiv-Komitee musste zurückrudern. Die Ringer sind nun bei den Spielen weiter dabei.

Max SchrögerEin Untergriesbacher klopfte 1976 an das Olympia-Tor von Montreal. Durch den 6. Platz bei den Europameisterschaften 1975 in Karlsruhe und Rang 10 bei den Weltmeisterschaften in Minsk standen die Chancen für Max Schröger die Reise nach Kanada in der 100-kg-Fresitilklasse anzutreten nicht schlecht. Bei der deutschen Meisterschaft 1976 bäumte sich der ältere Hans-Peter-Stratz (Schorndorf) noch einmal auf verhinderte mit einem knappen Sieg gegen den bayerischen Rivalen den Olympiastart von Max Schröger.

Auch Schrögers Mannschaftskamerad Josef Nebauer zählte 1976 zum erweiterten Kreis der Olympia-Kandidaten. Ein eindrucksvoller 6:4 Punktsieg Sieg beim Großen Preis von Deutschland über den zur Weltklasse zählenden Kurt Elmgren (Schweden) hievte den Untergriesbacher in den Kreis der Olympia-Kandidaten. Nach den deutschen Meisterschaften 1976  sollte die Nominierung erfolgen. Einige seltsame Kampfrichterentscheidungen beeinflussten im Mittelgewicht die Rangfolge, Nebauer war einer der Betroffenen. Der deutsche Ringer-Bund nominierte darauf in der griechisch-römischen Stilart keinen der Mittelgewichtler für Olympia. An die Erfolge der Ringer aus den 70er Jahren konnten die Bayerwaldringer seither leider nicht mehr anknüpfen.Am 14. August 2016 beginnen in Rio de Janeiro die Ringer-Wettbewerbe. Der 33jährige Neu-Untergriesbacher Balázs Kiss rutschte unerwartet in den ungarischen Olympia-Kader. Im Jahr 1998 startete Spezialist in der klassischen Stilart als Ringer von Lokomotive Budapest eine zunächst anspruchsvolle Karriere. Der zweifache Jugend-Weltmeister hatte beim Übergang von der 84-kg-Klasse in die 96-kg-Kategorie Anpassungsprobleme. Bei der Weltmeisterschaft 2009 in Herning (Dänemark) erreichte die Achterbahnfahrt mit dem WM-Titel jedoch den absoluten Höhepunkt.

 Das auf und ab des Spezialisten im griechisch-römischen Stil sollte jedoch nicht beendet sein. Im März 2010 war ein Dopingtest positiv (anabole Steroide) und brachte ihm eine Sperre bis zum 18. März 2011 ein. In den Olympiaqualifikationen für die Spiele in 2012 scheiterte er. Bei der Weltmeisterschaft 2015 war Kiss mit Rang 20. weit von der Sicherung eines Olympiaplatzes entfernt. Der ungarische Verband setzte nun auf Adam Varga, der im April dieses Jahres auf Anhieb einen Starterplatz in Rio de Janeiro sicherte. Der 20. Rang von Varga bei einem Turnier im April dieses Jahres in Polen ließ die bei den Ungarn jedoch Zweifel aufkommen, denn Kiss schob sich bei diesem Turnier auf den dritten Platz vor.

  Im Rahmen einer internen Ausscheidung verlor Varga seinen Olympiaplatz an Kiss, der nun am Dienstag (16. 8. 2016) ab 15:00 Uhr in Rio auf der Matte antritt. Dabei könnte er auf einen früheren Untergriesbacher Legionär treffen, der 2011 in für die Bayerwaldtruppe in der Bundesliga kämpfte. Alin Alexuc-Ciurario (Rumänien) war damals als hoffnungsvoller Juniorenringer noch nicht so erfolgreich, hat sich aber gut entwickelt und sich auf Anhieb bei der Weltmeisterschaft 2015 mit Rang fünf den Olympiastartplatz gesichert. In Deutschland startete der Kiss (Spitzname „Balu“) bisher bei Mannschaftskämpfen für den ASV Schorndorf, die RGK Freiburg, den ASV Nendingen und geht künftig für Weiß-Blau auf die Matte.

Einen Blick werden die Weiß-Blauen auf den Magyaren Daniel Ligeti werfen, der 2009 im Bayerwald erfolgreich auf Punktejagd ging. Ein Platz kurz hinter den Medaillenrängen wäre für diesen Athleten ein Erfolg. Die internationale Karriere hat dagegen der Untergriesbacher Publikumsliebling Gabor Hatos im vergangenen Jahr beendet. Das mühselige Abtrainieren in die 74-kg-Klasse hat nach 17 Jahren im internationalen Ringer-Zirkus ein Ende gefunden. Für Hatos war die Bronzemedaille in London 2012 ein würdiger Abschied von der Weltbühne. Eine Fortsetzung finden dagegen seine Auftritte in Untergriesbach. Es besteht auch kein Zweifel daran, dass „Pitbull“ mit dem gleichen Kampfgeist wie früher für das Donau-Wald-Team Punkte sammeln wird.